Nicht sehr vielversprechendStand der Flachsanbauflächen in Westeuropa zum Johannistag 2013
Eigentlich sollte der „Flachsmonat“ Juni richten, was März, April und Mai verdorben hatten.
Die Temperaturen und Bodenbedingungen im März, der üblichen Saatzeit in Frankreich und Teilen Belgiens, erlaubten nur die Aussaat marginaler Flächenanteile in der ersten Monatsdekade.
Dies stellte sich im Nachhinein fast noch als Glücksfall heraus, sorgten doch die niedrigen Temperaturen verbunden mit zu nassen Böden für einen so zögerlichen Auflauf, dass die Fröste um den 10. März den Flachs immerhin noch nicht über der Erde vorfanden.
In der zweiten Aprildekade, mit rund drei Wochen Verspätung, konnte die Aussaat weit gehend abgeschlossen werden, allerdings sorgten die im Vergleich zum Vorjahr noch immer deutlich niedrigeren Luft- und Bodentemperaturen für langsamen Auflauf und Jugendentwicklung.
Der Mai zeichnete sich in den meisten Anbauregionen durch reichlich Niederschläge, niedrige Temperaturen und wenig Sonnenstunden aus. Dadurch wurde das Streckungswachstum verlangsamt, ebenso aber auch die Bildung von Faser und Stützgewebe.
Davon abweichend zeigten sich die Verhältnisse in Norddeutschland: in Kleinmaßstab erreichte die Sorte Aurore trotz zögerlichem Aufgang dank Beregnung und Unkrautbekämpfung von Hand 30 Tage nach der Saat bereits eine Höhe von etwa 15 cm.
Anfang Juni erreichten die Anfang März in Frankreich gesäten Flachspflanzen gerade einmal 70 cm und zeigten die Knopsenanlage. Nach 90 Tagen in der Erde sollten die Bestände in der Regel bereits mehr als 90% ihrer endgültigen Höhe erreicht haben und in voller Blüte stehen. Der Größenunterschied zu dem einen Monat später gesäten Gros der Flächen fiel entsprechend bescheiden aus, selbst erst Mitte April gesäte Bestände waren zu diesem Zeitpunkt bereits 60 cm hoch.
Derzeit, zu Beginn der letzten Junidekade, stehen die früh gesäten Praxisflächen in der Vollblüte, das Gros der Flächen zeigt allererste Blüten, während spät gesäte Partien in etwa einer Woche blühen werden.
Der in einem extremen Spätsaatversuch am 3. Juni gesäte Flachs ist bereits etwa 15cm hoch und profitiert von der hohen lokalen Temperatursumme von etwa 360 °C innerhalb von 20 Tagen. Das ist mehr als die Hälfe der 550°C, die bis zum Blühbeginn – allerdings unter Kurztagsbedingungen – normal sind.
Was die Praxisflächen in Frankreich und Belgien betrifft, so kann bereits heute als sehr wahrscheinlich gelten, dass etwa die Hälfte der Flächen, rund 35 000 Hektar, in keinem Fall die hohen Fasererträge von 2012 erreichen werden.
Die andere Hälfte muss zur Realisierung eines guten Ertrages die Blüte gut überstehen, was angesichts der prognostizierten Regenfälle in Verbindung mit kräftigem Wind nicht einfach sein wird. Und dann kommt ja auch noch Ernte…