Werg (Schwungwerg/Hechelwerg)
Kalfatern
(auch: Kalfaten, arab. kafr „Asphalt“ und kalafa) ist eine Tätigkeit beim Schiffbau, bei der die Nähte zwischen hölzernen Schiffsplanken mit Werg oder Baumwolle und Holzteer, Pech oder Gummi abgedichtet werden. Das Werg beziehungsweise die Baumwolle wird mit Kalfateisen unter Gebrauch eines Kalfathammers in die Nähte geschlagen, bevor diese mit Pech oder mit einer Spezialgummimasse verschlossen werden.
Werg
(als Arbeitsstoff evtl. etymologisch verwandt mit Werk), auch Hede oder Kauder genannt, ist eine niedere Faserqualität, die beim Hecheln von Bastfasern wie Leinen, Hanf oder Jute anfällt. Es besteht aus kurzen Faserstücken in Wirrlage und ist meistens durch Schmutz und Schäben verunreinigt. Es stellt entsprechend ein Nebenprodukt der Langfaserproduktion dar, die heute nur noch in Osteuropa und Asien praktiziert wird.
Hanffasern
Das Werg wird für die spätere Verarbeitung gereinigt, verfeinert und parallelisiert. Es kann danach in Trocken- und Nassspinnverfahren zu Garnen (Werggarn oder Towgarn) und Schnüren versponnen oder als Dicht- oder Füllstoff verwendet werden.
Vor allem historisch relevant ist die Anwendung von Hanfwerg gemeinsam mit Holzteer, Pech oder Gummi beim Kalfatern zum Abdichten von Fugen zwischen hölzernen Schiffsplanken. Beim Bau von arabischen Dhaus und anderen Holzschiffbauten im Bereich des Indischen Ozeans ist das Verfahren heute noch gebräuchlich. In Deutschland werden vorwiegend die wenigen noch vorhandenen Holzschiffe bei Reparaturarbeiten kalfatert, während Neubauten in klassischer Holzbauweise sehr selten sind.
Im Mittelalter wurde es als Grundstoff für Brandgeschosse verwendet. Wie z.B. die Falarika. Hierzu wurde es mit Pech, Schwefel oder Naturharz vermischt und vor dem Fortschleudern in Brand gesetzt.
In der Gebäudetechnik wird – trotz der „moderneren“ Alternative Teflonband – nach wie vor oft Flachs- oder Hanfwerg verwendet, um durch das Auffüllen der Gewindespalten Wasser- und Heizungsrohre abzudichten. Bei Flüssigkeitseinwirkung quillt die Faser auf, die Quellung unterstützt nachträglich die Dichtwirkung. Soll das Rohr nahe der Verschraubung geschweißt oder gelötet werden, bietet Hanf eine hohe Temperaturstabilität, die mit Teflonband nicht erreicht werden kann. Hanf widersteht zudem der hohen mechanischen Belastung beim Festschrauben besser als Teflon. Das Zurückschrauben ist nur mit Hanfdichtungen möglich; Teflondichtungen werden dabei zerstört.
Ebenso wie Kurzfasern kann es zudem als minderwertigere Faserfraktion in der Produktion von technischen Textilien und Zellstoff verwendet werden.
Bei der päpstlichen Amtseinführung spielte Werg bisher ebenfalls eine wichtige Rolle: Es diente zum einen zur Erzeugung des weißen Rauchs, welcher eine erfolgreiche Papstwahl anzeigt. Zum anderen wurde, nachdem der neue Papst seine Insignien erhalten hatte, vor dessen Augen dreimal ein Stück Werg verbrannt, jedes Mal begleitet von der Ermahnung: „Sancte Pater, sic transit gloria mundi“ (Heiliger Vater, so vergeht der Ruhm der Welt.)[1]
Falarika (auch Phalarika oder Feuerpfeil) war ein größeres Brandgeschoss, das wie ein Pfeil konstruiert war und von einem Katapult oder einer ähnlichen Wurfmaschine verschossen werden konnte. Die Falarika ist zuerst bei den Saguntinern aufgetaucht (218 v. Chr.) und wurde dann von den Römern und Byzantinern benutzt. Während des gesamten Mittelalters benutzte man diese Waffe, insbesondere als Verteidigungswaffe bei Belagerungen gegen die hölzernen Belagerungstürme. Der in Brand gesetzte Stoff bestand aus Werg mit Pech, Schwefel oder Naturharz und wurde unterhalb der Pfeilspitze angebracht. Vor dem Fortschleudern wurde die Masse in Brand gesetzt.