Baumwolle – wichtigste Naturfaser und Spielball der Subventionspolitik

Baumwolle wird nahezu ausschließlich im „Baumwollgürtel“, einem breiten Streifen längs des Äquators angebaut. Mit einem weltweiten Jahresaufkommen in der Größenordnung von 26 Mio bis 28 Mio Tonnen Rohbaumwolle stellt sie die weitaus wichtigste Naturfaser dar. Aufgrund der teilweise aberwitzigen Anbauintensität entfallen auf den rund zweiprozentigen Anteil der Baumwolle an der weltweiten Ackerfläche – je nach Quelle – 11 % bis 15% des weltweiten Pestizideinsatzes. Der großflächige Einsatz von genmanipulierten Baumwollsorten konnte daran nicht viel ändern, da die anvisierten Schädlinge häufig Resistenzen entwickelten und zudem bislang unbedeutende Schadorganismen mit exponentieller Zunahme auf die gentechnisch bedingte Reduktion ihrer Konkurrenz reagierten. Das Aufkommen an „echter“ Biobaumwolle ist begrenzt, es krebst im Bereich von 1% am Gesamtaufkommen herum.
Mindestens so sonderbar wie die Produktionsumstände (neben dem gewaltigen Pestizideinsatz sei noch an den immensen Wasserverbrauch im Bereich von 10.0000 Litern bis 20.000 Litern je Kilogramm (!) Baumwolle erinnert) ist die einzelstaatliche Subventionspolitik:
Der aktuelle Baumwollpreis liegt bei etwa 1,40 €/kg Rohbaumwolle, zur letzten Preisspitze 2011 lag der Baumwollpreis bei etwas über 3 €/kg. Zwei der großen Anbauländer seien nun heraus gegriffen. Die chinesische Baumwollernte von etwa 7 Mio Tonnen wurde vom Staat mit rund 1 Mrd Euro subventioniert, was einer Förderung von etwa 0,15 €/kg Rohbaumwolle entspricht und damit hinsichtlich dem Subventionsniveau von etwa 10% des Marktpreises durchaus auf der Linie der EU liegt. Die US-amerikanische Baumwollernte von etwa 3 Mio Tonnen hingegen wurde mit rund 3 Milliarden Euro subventioniert, was etwa 1 € /kg und damit 71% des Marktpreises entspricht. Da könnte man schon auf den Gedanken einer Marktverzerrung kommen, zumal den afrikanischen Baumwollanbauländern nicht nur ohnehin die Mittel für eine solch aggressive Wirtschaftspolitik fehlen sondern darüber hinaus die Weltbank, bei denen sie regelmäßig in der Kreide stehen, diese Form der Wirtschaftsförderung grundsätzlich untersagt.Aber was bedeutet diese schreiende Ungerechtigkeit schon in Zeiten, in denen ein einziger Präsidenten-Tweet die Arbeit von zehntausenden Wissenschaftlern, hochrangiger Politiker und Millionen engagierter Menschen ins Abseits zu stellen vermag.So ist es auch kein Wunder, dass neben den technologisch bedingten Mehrkosten von baumwollähnlich hergerichteten Ramie-, Flachs- und Hanffasern deren indirekte ökologische Leistungen wie geringer oder kein Pestizideinsatz bzw. Bruchteil des agrarischen Wasserverbrauchs von Baumwolle ignoriert werden frei nach dem Motto: Gewinne kapitalisieren – ökologische Folgekosten sozialisieren