Westeuropäische Flachsernte 2013 – wie aus „nicht sehr vielversprechend“ doch „immerhin recht gut“ werden kann
Dem einen oder anderen Leser wird noch gegenwärtig sein, dass Mitte Juni unsere Einschätzung zum Flachsanbau in Westeuropa „nicht sehr vielversprechend“ lautete. Tatsächlich haben – wie befürchtet – die Starkregen und -winde Ende Juni den Flachs vor allem in Frankreich in nicht unerheblichem Maß „ins Lager“ niedergedrückt, glücklicherweise jedoch war das Lager reversibel: der Flachs konnte sich in der prompt folgenden Trockenphase unter dem Einfluss von Sonne und Wind weit gehend wieder aufrichten. Und dies, obwohl insbesondere die spät gesäten Partien in kurzer Zeit gewaltig an Höhe und Masse zugelegt hatten und deswegen besonders sensibel hinsichtlich Lagergefahr waren.
In der 2. Julidekade wurde unter überwiegend guten Bedingungen, d.h. bei stehendem Flachs und trockenem Wetter unter Hochdruck gerauft.
Zu Beginn der 3. Julidekade war etwa die Hälfte der französischen Anbauflächen gerauft, zum Monatswechsel August hatten gut 65000 ha oder 80% den ersten Ernteschritt hinter sich.
Insbesondere in Frankreich fielen nach dem Raufen erhebliche Mengen an Niederschlag, lokal bis zu 120 mm. Damit wurde die Röste außerordentlich befördert, so dass derzeit die Wendearbeiten in allen drei Erzeugungsländern (F, B, NL) in vollem Gange sind. Dort wo besonders viel Regen fiel, hat Oberflächenwasser die Schwade verwirrt, so dass manuell geordnet werden musste bzw. Teile des Erntegutes verworfen wurden.
Lokale Stürme haben anderenorts (dort wo es nicht zuvor oder gleichzeitig regnete) den Flachs zu Walzen aufgetürmt. Dies macht noch viel mehr Handarbeit als abgeschwemmte Schwade bzw. schwer betroffene Flächenteile sind gar nicht mehr zu retten. Außerdem gibt es definitiv ein Entsorgungsproblem, denn außer durch Feuer sind meterhohe Walzen aus ineinander verknotetem Flachsstroh nicht zu beseitigen.
Von beiden Phänomenen sind jedoch nur wenige hundert Hektar betroffen, so dass die positiven Entwicklungen weit überwiegen.
Die ersten der früh gerauften Flächen werden inzwischen geborgen; aufgrund des nicht zu dicken Schwades und der zügig ablaufenden Röste kam man mit zwei Wendedurchgängen aus, so dass generell ein gute Parallellage der Stängel im Schwad und damit eine gute Faserausbeute in der Schwinge in Aussicht steht.
Man geht derzeit von einem mittleren Ertrag an Röststroh zwischen 7 und 7,5 t aus, der Fasergehalt wird als „gut“ erwartet.